Nachdem wir uns im ersten Teil den Grundprinzipien eines gesunden Wachstums gewidmet haben, geht es nun im zweiten Teil um die praktischen Aspekte bei der Fütterung.
Wer Teil 1 verpasst hat, finden ihn unter dem folgenden Link: Ernährung von Welpen und Junghunden - Teil 1: Das gesunde Wachstum
Allgemeines zur Fütterung
Ist der Welpe frisch im neuen Zuhause eingezogen, bedeutet das eine riesige Veränderung und viel Stress für ihn. Er wurde von den Geschwistern, der Mutter und vertrauten Personen getrennt und muss sich nicht nur an die neuen Bezugspersonen, sondern auch an eine völlig neue Umgebung gewöhnen. Der Umgebungswechsel bringt auch ein anderes Keimmilieu mit sich, an das sich der Körper anpassen muss. Das Immunsystem muss also in dieser Zeit einiges leisten und wird leicht überfordert. Wenn jetzt auch noch das Futter abrupt gewechselt wird, führt dies oft zu Durchfall. Gute Züchter geben den neuen Besitzern einen kleinen Futtervorrat für eine Woche mit, sodass die ersten Tage gesichert sind. In jedem Fall sollte der neue Besitzer schon im Vorfeld das Futter beim Züchter erfragen und gegebenenfalls selbst einen kleinen Vorrat kaufen. Die erste Woche im neuen Zuhause sollte ausschließlich das Futter vom Züchter zu den gewohnten Zeiten gefüttert werden. Es wird natürlich vorausgesetzt, dass die Ernährung beim Züchter ausgewogen war. Bei gestressten Welpen kann die Futtermenge die ersten 1-2 Tage etwas reduziert werden, um das Verdauungssystem möglichst wenig zu belasten.
Wer nicht das Futter vom Züchter auf Dauer weiter füttern möchte, der kann nach circa einer Woche mit der Futterumstellung beginnen. Die Voraussetzung ist, dass sich der Welpe gut eingelebt hat und es bisher keine Verdauungsstörungen gab. Die Umstellung sollte nie abrupt, sondern immer über mindestens eine Woche, besser zwei Wochen in kleinen Schritten geschehen. Dies bedeutet, dass man täglich eine steigende Menge vom neuen Futter beimischt und das alte Futter entsprechend reduziert. Reagiert der Welpe mit Durchfall, sollte die Umstellung langsamer erfolgen. Kurzfristiger Durchfall während der Futterumstellung ist in der Regel nicht gefährlich für den Welpen, solange er sich sonst unauffällig verhält.
Da Welpen und Junghunde im Vergleich zu erwachsenen Hunde eine viel größere Futtermenge je Kilogramm Körpergewicht aufnehmen, ist die Aufnahme- und Verdauungskapazität des Magen-Darm-Traktes schnell überfordert. Daher sollte das Futter in 3-4 Portionen über den ganzen Tag verteilt gegeben werden. Dies gewährleistet auch, dass der Welpe immer genug Energie zur Verfügung hat und in keinen Mangelzustand gerät.
Die Gesamtmenge an Futter sollte für jeden Tag abgewogen werden, um die richtige Menge zu gewährleisten. Wer in der Erziehung viel über Leckerlies arbeitet, der sollte unbedingt die Futtermenge entsprechend reduzieren. Am einfachsten ist es, wenn man das gewohnte Trockenfutter als Belohnung nutzt und einfach die benötigte Menge aus dem Tagesvorrat entnimmt. Kauartikel sollten nur in Maßen gegeben werden, ansonsten müssen auch sie von der Futtermenge abgezogen werden.
Bei Kauartikeln ist zusätzlich darauf zu achten, dass sie nicht zu hart sind. Die Milchzähne und auch die noch jungen bleibenden Zähne sind nicht so stabil wie die Zähne erwachsener Hunde und können durchaus abbrechen. Auf die Gabe von großen harten Knochenstücken, Geweihstücken und ähnlichem sollte daher verzichtet werden. Getrockneter Pansen, Kaninchenohren oder Kuhhaut scheinen eher geeignet als Kauspaß für zwischendurch. Auch daran muss sich das Verdauungssystem aber gewöhnen und man sollte daher mit kleinen Stücken anfangen.
Welches Futter ist das Richtige?
Wer sich mit der Ernährung des eigenen Hundes beschäftigt, der stößt schnell auf eine große Grundsatzfrage: Kommerzielles oder selbstgemachtes Futter? Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile und können eine bedarfsdeckende Nahrung liefern. Ob nun das eine oder das andere besser geeignet ist, hängt vom Hund, vom Besitzer und den Lebensumständen ab. Jeder Hundebesitzer sollte diese Entscheidung für sich alleine treffen und sich nicht von Trends oder der Meinung anderer Hundebesitzer beeinflussen lassen.
Kommerzielles Futter
Wer sich für die kommerzielle Variante entscheidet, gibt letztlich einen Teil seiner Verantwortung an die Futtermittelfirmen ab. Er vertraut, darauf, dass das Futter sinnvoll zusammen gesetzt ist und eine vollwertige und bedarfsdeckende Nahrung liefert. Doch auch hier gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Zunächst muss man festhalten, dass ein kommerzielles Futter immer eine Kompromisslösung darstellt. Das Futter ist nie auf einen einzelnen Hund individuell zugeschnitten, sondern ist immer so zusammengesetzt, dass es den durchschnittlichen Bedarf deckt. Manchmal findet sich eine mehr oder weniger deutliche Über- oder Unterversorgung mit einzelnen Nährstoffen, die aber nicht immer negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben muss.
Bei der Auswahl des Futters sollte man zunächst darauf achten, ein Alleinfuttermittel für Welpen oder Junghunde auszuwählen. Dieser Begriff bezeichnet ein Futter, das alleine verfüttert den gesamten Energie- und Nährstoffbedarf des Hundes deckt. Es werden also keine zusätzlichen Futterergänzungen benötigt.
Ein Einzelfuttermittel dagegen ist ein Futter, das nur aus einer einzigen Zutat besteht (z.B. eine Dose Pferdefleisch). Ein solches Futter kann nie bedarfsdeckend sein und benötigt immer weitere Zusätze.
Jede Futtermittelfirma ist verpflichtet, diese Angabe auf der Packung zu machen und muss dann auch einen Nährstoffgehalt innerhalb festgelegter Grenzen gewährleisten. Wer ein Alleinfuttermittel kauft, der sollte also sicher sein können, dass er damit den Hund gesund ernährt. Soviel zur Theorie, die Praxis sieht leider oft anders aus.
Wie also sollte ein Alleinfuttermittel aussehen? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Blick auf die Deklaration werfen. Hier findet sich zunächst die Zusammensetzung, also die verwendeten tierischen, pflanzlichen und mineralischen Zutaten. Diese liefern die verschiedensten Nähstoffe, allerdings nicht immer in ausreichender Menge und es gibt zusätzlich Verluste im Rahmen der Herstellung. Zum Beispiel können durch die Erwärmung bei der Herstellung hitzeempfindliche Vitamine verloren gehen. Dies macht die Zugabe von ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen notwendig. Es wird also all jenes ergänzt, was von vornherein nicht in ausreichender Menge vorhanden war oder verloren gegangen ist. Erst durch die Beimengung dieser Zusatzstoffe wird das Futter zum Alleinfutter. Zusatzstoffe haben aus der menschlichen Ernährung eine sehr negative Prägung erhalten. Man muss aber bedenken, dass es verschiedene Gruppen an Zusatzstoffen gibt: Aromastoffe, Farbstoffe und die ernährungsphysiologischen Zusatzstoffe. Während man auf die beiden erstgenannten durchaus verzichten kann, so sind letztere nichts anderes als zugefügte Nährstoffe und deshalb dringend notwendig!
Gerade viele Firmen, die „naturnahe“ Futtermittel produzieren, verzichten bewusst auf jegliche Zusatzstoffe, nehmen dann aber oft eine Unterversorgung mit einzelnen Nährstoffen in Kauf. Schauen wir uns als kleines Beispiel die Jodversorgung an: Als wichtiger Lieferant für Jod dient die Seealge. Wird sie in ausreichender Menge im Futter verarbeitet, kann dies den Jodbedarf decken. Andere Zutaten enthalten von Natur aus zu wenig Jod. Enthält das Futter also keine Seealge, muss Jod als Zusatzstoff zugefügt und auch entsprechend deklariert werden. Fehlt sowohl die Seealge als Zutat, als auch Jod als Zusatzstoff, so kann man davon ausgehen, dass das Futter keine ausreichende Jodmenge enthält. Das Gleiche gilt in ähnlicher Weise für viele andere Zutaten.
Neben der Zusammensetzung findet sich auf jeder Packung die Angabe der „analytischen Bestandteile“. Diese geben unter anderem den Gehalt an Rohprotein (Proteine), Rohfett (Fette), Rohasche (Mineralstoffe und Spurenelemente), Calcium und Phosphor an. Eine grobe Empfehlung zur Zusammensetzung von Trocken- und Feuchtfutter findet sich in der folgenden Tabelle. Die niedrigen Werte gelten für kleinere Rassen, die hohen für große Rassen.
Körpermasse des ausgewachsenen Hundes |
Alter in Monaten |
|||||
1 |
2 |
3 |
4 |
5-6 |
7-12 |
|
MJ umsetzbare Energie pro kg Körpergewicht |
||||||
5 |
0,93 |
0,76 |
0,78 |
0,70 |
0,58 |
0,49 |
20 |
0,95 |
0,78 |
0,71 |
0,59 |
0,45 |
0,38 |
60 |
0,91 |
0,76 |
0,70 |
0,58 |
0,47 |
0,34 |
(nach Meyer, Zentek: Ernährung des Hundes)
Nochmal hinweisen möchte ich darauf, dass hauptsächlich der Energiegehalt Auswirkungen auf die Wachstumsgeschwindigkeit hat. Daher darf der Gehalt an Rohprotein auch höher liegen, ohne dass dies negative Auswirkungen auf das Wachstum hat. Andernfalls wäre jede Rohfleisch-Ration von vornherein ungeeignet für Welpen, denn diese enthalten den vergleichsweise höchsten Gehalt an Rohprotein bezogen auf die Trockensubstanz.
Für viele Vitamine und Spurenelemente besteht keine Pflicht, die Analysewerte auf der Packung anzugeben. Werden sie als Zusatzstoff beigemengt, so muss aber zumindest diese zugefügte Menge deklariert werden. Seriöse Futtermittelfirmen geben auf Anfrage auch die Analysedaten weiterer Stoffe heraus. Liegen der Firma selbst gar keine Analysedaten vor, so rate ich dringend von diesem Hersteller ab.
Wer sich an dieser Stelle Futterempfehlungen gewünscht hätte, den muss ich leider enttäuschen. Viele Futtermittel sind nicht per se gut oder schlecht, wichtig ist, dass sie zum jeweiligen Hund und seinem Energiebedarf passen. Pauschale Antworten sind daher schwierig.
Über die Rationsberechnung ist es möglich, für jeden Hund zu überprüfen, ob ein Futter seinen Nährstoffbedarf deckt oder nicht. Hierzu müssen die Nährstoffmengen mit den jeweiligen Bedarfszahlen verglichen werden. Solche Bedarfszahlen finden sich in der Fachliteratur für jedes Alter. Bei der Bewertung, welcher Gehalt in Ordnung ist und welcher nicht, ist einiges an Fachwissen nötig und man kann diese Aufgabe getrost in die Hände von tierärztlichen Ernährungsberatern legen.
An dieser Stelle möchte ich nochmals kurz auf die Problematik eingehen, die mit der Verfütterung von Futtermitteln einhergeht, die eigentlich für erwachsene Hunde gedacht sind. Diese enthalten neben einem geringeren Energiegelalt auch deutlich weniger Nährstoffe. Dies führt leider oft zu einer Unterversorgung mit Stoffen, die für das Wachstum dringend benötigt werden, wie in dem folgenden Beispiel gezeigt wird.
Die folgenden zwei Abbildungen zeigen die Versorgung mit Energie sowie einigen Mineralstoffen und Spurenelementen für einen Hund, der 6 Monate alt ist und ein Endgewicht von 60 kg haben wird. Wir betrachten ein Futter für Junghunde großer Rassen und ein Futter für erwachsene Hunde großer Rassen der gleichen Futtermittelfirma. Die Futtermenge wurde jeweils so bemessen, dass der Energiebedarf zu 100 % gedeckt ist. Die Balken geben jeweils an, zu wie viel Prozent der Bedarf am jeweiligen Stoff gedeckt ist.
Futter für Junghunde großer Rassen:
Für Eisen, Kupfer und Zink zeigt sich eine leichte Überversorgung, die aber bei weitem noch nicht im kritischen Bereich liegt. Die Versorgung mit Phosphor und Calcium ist ziemlich genau gedeckt
Futter für erwachsene Hunde großer Rassen:
Die Versorgung mit Calcium, Eisen und Zink ist immer noch ausreichend. Der Phosphorbedarf wird aber nur noch zu 87 % gedeckt, genau wie der Kupferbedarf. Beides sind Stoffe, die gerade für wachsende Hunde wichtig sind und eine Unterversorgung ist nicht ideal.
Sicher gibt es auch Futtermittel für erwachsene Hunde, die eine so hohe Nährstoffdichte haben, dass der Plan aufgeht und die Versorgung auch bei Junghunden ausreicht. Allerdings kann man eben nicht pauschal sagen, dass man möglichst früh auf Futtermittel für erwachsene Hunde wechseln sollte. Ähnliche Fälle liegen vor, wenn der Junghund einen so geringen Energiebedarf hat, dass er deutlich weniger Futter bekommt, als auf der Packung angegeben wird. Auch hier ergibt sich schnell eine Mangelsituation. Wer sicher sein möchte, lässt das Futter vom Fachmann überprüfen.
Die richtige Futtermenge
Hat man das ideale Futter für seinen Hund ausgesucht, so stellt sich gleich die nächste Frage, nämlich die nach der richtigen Futtermenge. Bei kommerziellen Futtermitteln muss auf der Verpackung eine Fütterungsempfehlung angegeben werden. Diese stellt aber immer nur einen Richtwert dar. Es gibt Hunde, denen weniger reicht und Hunde, die eine größere Menge benötigen.
An dieser Stelle kommt die Wachstumskurve aus Teil 1 wieder ins Spiel. Wer seinen Hund regelmäßig wiegt, der kann das ermittelte Gewicht mit der Wachstumskurve vergleichen und merkt sofort, wenn der Welpe zu schnell zunimmt. In diesem Fall sollte die Futtermenge entweder leicht reduziert werden oder zumindest die nächste Steigerung der Futtermenge aufgeschoben werden. Sind die Abweichungen groß, so sollte immer der Rat eines tierärztlichen Ernährungsberaters eingeholt werden.
Natürlich darf die Futtermenge auch nicht so knapp gehalten werden, dass der Welpe „großgehungert“ wird. Genauso wie ein Übergewicht gilt es auch ein Untergewicht zu vermeiden. Liegt der Welpe also mit seinem Gewicht unter seiner Wachstumskurve, so sollte die Futtermenge gesteigert werden.
Selbstgemachte Rationen
Die Alternative zum kommerziellen Futter stellt die selbst angefertigte Ration dar. Der Besitzer sucht sich also selbst die Zutaten aus, um eine bedarfsdeckende und gesunde Nahrung zusammen zu stellen. Hier trägt also der Besitzer die volle Verantwortung. Manche Besitzer ziehen die Rohfleischfütterung nach dem Beutetierschema vor, andere kochen das Futter. Manche verwenden zusätzlich Kohlenhydrate, andere nicht. An dieser Stelle möchte ich gar nicht über diese unterschiedlichen Vorgehensweisen urteilen, denn mit allen Methoden kann man eine vollwertige Nahrung für den eigenen Hund herstellen. Wichtig ist, dass die Zusammensetzung stimmt und fehlende Nährstoffe ergänzt werden. Die Nahrung muss Energie und sämtliche Nährstoffe in der richtigen Menge und im richtigen Verhältnis zueinander liefern. Der Weg zur richtigen Zusammensetzung setzt daher sehr viel Wissen über den Nähstoffbedarf des Hundes, die Nährstoffgehalte in den einzelnen Zutaten und die Verdauungsphysiologie voraus. Während ein erwachsener Hund Abweichungen in der Nährstoffversorgung oft gut kompensieren kann (zumindest eine gewisse Zeit lang), kann ein Fehler in der Rationszusammensetzung im Wachstum katastrophale Folgen nach sich ziehen, denn es können leider schnell irreversible Schäden entstehen.
Wie also komme ich nun zu der richtigen Ration? Die üblichen Zutaten bei selbstgemachten Rationen sind Muskelfleisch, Innereien, Pansen und Blättermagen, evtl. Knochen, Gemüse, Obst und nach Belieben Kohlenhydratquellen wie Reis oder Kartoffeln. Der in meinen Augen einzige sinnvolle Weg zur Rationserstellung führt über eine ausführliche Tabellenkalkulation. Das heißt es werden der Energiegehalt und die Nährstoffmengen der jeweiligen Zutaten addiert und mit den Bedarfszahlen je nach Alter verglichen. Dies ist zwar umständlich, führt aber zu genauen Ergebnissen und man kann sicher sein, dass der Welpe alle Nährstoffe in ausreichender Menge bekommt. Beim erwachsenen Hund werden die Futtermengen bei der Rohfleischfütterung oft in % des Körpergewichts ausgerechnet. Beim Welpen kann der Plan nicht aufgehen, denn das Körpergewicht ist ja genau die Größe, die wir regulieren wollen.
Eine durchdachte Ration setzt neben den natürlichen Zutaten auch den Zusatz von verschiedenen Ergänzungsfuttermitteln und Ölen voraus. Das sind zum Beispiel Seealgen für die Jodversorgung oder Lebertran für die Versorgung mit Vitamin D. Auch viele Spurenelemente müssen ergänzt werden, weil sie in den natürlichen Zutaten nicht in ausreichender Menge enthalten sind.
Die Rationsgestaltung ist also gar nicht so einfach und wer sich neu mit der Materie befasst, der tut gut daran, sich den Futterplan von einem tierärztlichen Ernährungsberater zusammen stellen zu lassen.
Wer roh füttern möchte, der sollte auf eine ausgezeichnete Qualität der tierischen Komponenten achten. Wird zum Beispiel die Kühlkette nicht eingehalten, können sich einige Bakterien in den Zutaten anreichern. Bedenken wir, dass das Immunsystem von jungen Hunden noch nicht belastbar ist, so kann dies durchaus ernst zu nehmende Erkrankungen auslösen.
Die Verfütterung von Knochen ist bei guter Verträglichkeit zwar möglich, der Welpe sollte aber sehr langsam daran gewöhnt werden. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass nur weichere Knochen wie Lammrippen oder Hühnerhälse verfüttert werden. Die langen Röhrenknochen sind gänzlich ungeeignet und können dem Gebiss schaden. Knochen in größeren Mengen können zu schweren Verstopfungen führen. Außerdem besteht das Risiko von Verletzungen im Maulbereich oder im Magen-Darm-Trakt. Wegen der erhöhten Splittergefahr sollte von der Verfütterung von erhitzten Knochen gänzlich abgesehen werden. Knochenmaterial ist zwar eine Quelle von Calcium und Phosphor, allerdings ist nicht immer eine gute Verfügbarkeit dieser Stoffe gegeben. Diese hängt zum Beispiel vom Grad der Zerkleinerung der Knochen ab. Zusätzlich schwanken die Gehalte in den Knochen sehr stark. Es ist deshalb nicht sicher, dass der Junghund seinen immensen Bedarf alleine durch Knochenfütterung decken kann. Dies und das gegebene Verletzungsrisiko durch die Knochen lassen Mineralfutter oder Knochenmehl und Eiersschalenmehl als die sicherere Alternative erscheinen.
Zusätze für die Gelenke
Der Markt wird inzwischen geradezu überschüttet mit den verschiedensten Futterergänzungsmitteln für jedes Wehwehchen. So gibt es auch für die Gelenke immer mehr Produkte, die ein gesundes Wachstum versprechen. Es gibt Studien, die die Wirksamkeit von Grünlippmuschelextrakt, Glykosaminoglykanen, Hyaluronsäure, Chondroitinsulfat und Omega-3-Fettsäuren bei der Behandlung von Arthrosen bei Hund und Mensch bestätigen. Erwähnt sei an dieser Stelle, dass es auch Studien gibt, die das ganze wiederlegen. Gemein ist diesen Studien, dass sie erwachsene Tiere mit arthrotischen Gelenksveränderungen betrachten. Doch wie schaut es mit der vorbeugenden Wirkung bei Welpen aus? Leider gibt es kaum Studien, die sich mit dieser Frage beschäftigen. Ich konnte nur eine einzige finden. Getestet wurde eine Ration auf Grundlage eines Futters mit Fisch als Proteinquelle, die angereichert wurde mit Glucosamin, Chondroitinsulfat, Fischöl, Grünlippmuschelextrakt, Boswellia serrata und Teufelskralle (Manfredi, Di Ianni et al 2018). Die Röntgenuntersuchung mit 12 Monaten zeigte keinen Unterschied, was die Häufigkeit von Arthroseerscheinungen an Ellbogen und Hüfte angeht, allerdings wiesen die betroffenen Tiere in der Testgruppe einen geringeren Schweregrad der Veränderungen auf im Vergleich zur Kontrollgruppe. Es kann also durchaus eine positive Wirkung unterstellt werden, allerdings endet diese Studie bei einem Alter von 30 Monaten. Zu diesem Zeitpunkt zeigte keines der Tiere Lahmheiten, weder in der Test- noch in der Kontrollgruppe. Man weiß also nicht, ob dieser positive Effekt auch über das ganze Hundeleben erhalten bleibt, oder ob zum Beispiel nach 6 Jahren keine Unterschiede mehr feststellbar sind. Ein weiteres Manko dieser Studie ist die Tatsache, dass im Grunde alle Ergänzungen, die eine Wirkung versprechen, auf einmal gefüttert wurden. Sie liefert also keine Antwort darauf, ob zum Beispiel Grünlippmuschelextrakt alleine auch eine Wirkung erzielen kann oder nicht. Ich hoffe hier wird fleißig weiter geforscht, um auch die Wirksamkeit einzelner Stoffe zu bestätigen oder zu wiederlegen.
Was also tun? Beim Thema Futtermittelergänzung stelle ich mir immer zuerst die Frage, welche Wirkung ich mir erwarte und ob diese Wirkung bewiesen werden konnte. In diesem Fall weiß man es noch nicht sicher. Die nächste Frage ist, ob es negative Folgen geben kann. Wir neigen dazu, chemische Medikamente durchaus kritisch zu hinterfragen und nur einzusetzen, wenn dies notwendig erscheint. Anders schaut dies beim Thema Nahrungsergänzung aus. Hier gilt oft die Devise, was natürlich ist, kann ja nicht schaden und manch ein Hund bekommt täglich einen Cocktail aus verschiedensten pflanzlichen Zusätzen für die Gelenke, für die Haut und andere Problemzonen. Doch auch in Pflanzen finden sich durchaus potente Wirkstoffe, die ihren Einsatz als Heilpflanzen erst möglich machen. Genau wie chemische Wirkstoffe, können diese bei Überdosierung oder bei Langzeitanwendung auch negative Folgen haben und auch ihr Einsatz sollte deshalb kritischer hinterfragt werden. Während Grünlippmuschelextrakt und Co vermutlich keinen Schaden anrichten, wäre ich beim Dauereinsatz von Teufelskralle und Weidenrinde schon vorsichtiger, solange keine weiteren Studien vorliegen. Man sollte daher die Zusammensetzung aller Präparate kritisch hinterfragen und sich nicht von den Werbeversprechen blenden lassen.
Allergievorsorge
Mit dem wachsenden Angebot an verschiedensten Futtermittelsorten steigt auch der Trend, die Hunde möglichst abwechslungsreich zu füttern. Es bleibt also meist nicht bei einer einzigen Futtersorte, sondern es wird oft gewechselt und gemischt. Seien es nun verschiedene Futter- oder Fleischsorten. Hinzu kommen Leckerlies und Kauartikel mit den verschiedensten Protein- und Kohlenhydratquellen.
Damit eine Futterallergie überhaupt entstehen kann, muss der Körper schon Kontakt zu dem entsprechenden Futterbestandteil (Protein oder Kohlenhydratquelle) gehabt haben. Besteht der Verdacht auf eine Futtermittelallergie, so kann man im Rahmen einer Eliminationsdiät auf bisher unbekannte Proteine und Kohlenhydrate zurück greifen. Wurden im Laufe des Hundelebens sämtliche Quellen schon gefüttert, muss man meist auf exotische und deshalb teure Zutaten wie Känguru und Pseudogetreide zurück greifen. Wer voraus denkt, der meidet gezielt mindestens eine Protein- und eine Kohlenhydratquelle, zum Beispiel Pferd und Süßkartoffel. Sollte eine Eliminationsdiät notwendig werden, so kann man sie auf Grundlage dieser Zutaten aufbauen. Hierzu muss aber natürlich die Zutatenliste eines jeden Futters und aller Leckerlies gründlich geprüft werden. Auch von der Verfütterung von Insektenprodukten rate ich daher ohne medizinische Indikation strikt ab.
Wer Fragen zu den angesprochenen Themen hat oder sein Futter bzw. die Rohfleischration überprüfen lassen möchte, der kann sich gerne an mich wenden. Die Kontaktdaten finden sich weiter unten.